Teamprobleme gehören zur Teamentwicklung dazu
"Mein Team funktioniert nicht!" – hast du diesen Gedanken auch schon mal gehabt? Haben Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit dazu geführt, dass sich Leistung, Produktivität oder Arbeitsmoral deines Teams verschlechtert haben?
Dann habe ich jetzt eine gute Nachricht für dich: Teamprobleme sind ein ganz normaler Teil der Entwicklung eines jeden Teams – ganz egal, welche Methode für Teamentwicklung du nutzt oder verfolgst – sie treten meiner Erfahrung nach früher oder später in vielen Teams auf. Deshalb wirst du bei jedem Team irgendwann das Gefühl bekommen, dass Sand im Getriebe ist oder dein Team nicht so funktioniert, wie du oder auch das Umfeld deines Teams es sich vielleicht wünschen würden.
Jetzt, wo du das weißt, schauen wir uns sechs mögliche Anzeichen für Teamprobleme an. Anschließend zeige ich dir, was du tun kannst, um die Probleme deines Teams zu bearbeiten.
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Dein Team funktioniert nicht: 6 Anzeichen für Teamprobleme
Meiner Erfahrung nach gibt es verschiedene Anzeichen dafür, dass ein Team nicht funktioniert oder zumindest Sand im Getriebe ist. Beispielhaft für derartige Teamprobleme sind zu nennen:
- 1. Mangelnde Zusammenarbeit zwischen Teammitglieder
- 2. Hohe Fluktuation im Team
- 3. Häufige Konflikte
- 4. Wenig bis keine Beteiligung an Diskussionen & Terminen
- 5. Geringe Motivation & geringes Engagement
- 6. Geringe Produktivität oder fehlende Qualität in Arbeitsergebnissen
Falls du denken solltest, dass ich mir diese Teamprobleme ausgedacht habe, muss ich dich leider enttäuschen. All diese Themen sind mir bereits bei meiner Arbeit mit Teams begegnet. Schauen wir sie uns jetzt etwas genauer an.
1. Mangelnde Zusammenarbeit
Etwas derartiges wirst du vielleicht auch schon mal beobachtet haben: Einzelne Teammitglieder arbeiten allein und isoliert für sich. Sie zeigen wenig Interesse an gemeinsamen Zielen, der Arbeit von anderen Teammitgliedern oder daran, ihr Wissen aktiv mit diesen zu teilen. Sprichst du einzelne Teammitglieder auf diese Beobachtungen an, bekräftigen sie, dass sie den anderen nicht helfen können oder wollen.
Häufig sind derartige Verhaltensweisen das Ergebnis von eigentlich gut gemeinten Umstrukturierungen, in denen mehrere Teams aufgrund vermeintlicher Schnittmengen organisatorisch zusammengefasst wurden. In der Realität sehen die Teammitglieder jedoch keinen Mehrwert in der Zusammenarbeit, weshalb Wissensinseln und andere derartige Teamprobleme auftreten.
2. Hohe Fluktuation
Eine hohe Fluktuation in deinem Team kann ein Zeichen dafür sein, dass etwas nicht stimmt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Über- oder Unterforderung, aber auch fehlende Wertschätzung oder häufige Konflikte dazu führen können, dass Teammitglieder Team und Organisation verlassen. Solltest du in deiner näheren Umgebung eine hohe Fluktuation feststellen, empfehle ich dir, dass du dich an die Ursachenforschung machst.
Mein Tipp: Sprich doch mal mit Teammitgliedern, die dein Team verlassen haben. Damit bekommst du Informationen aus erster Hand, die du als Ansatzpunkt für deine weitere Teamentwicklung nutzen kannst.
3. Häufige Konflikte
In meinem Artikel über die Teamuhr von Tuckman habe ich dir beschrieben, dass Konflikte ganz normal sind. Deshalb können sie auch während der gesamten Teamarbeit über auftreten.
Werden Konflikte jedoch nicht bearbeitet oder treten sie häufiger auf, können sie ein Zeichen für tieferliegende Probleme sein. Beispielsweise für eine mangelnde Klarheit über Rollen und Verantwortlichkeiten oder unklare Ziele im Team. Zwei wichtige Punkte, an denen du dann mit deinem Team arbeiten solltest.
4. Wenig bis keine Beteiligung in Diskussionen und Terminen
Nichts schreit so laut "Mein Team funktioniert nicht" wie schweigende und teilnahmslose Teammitglieder in Entscheidungsfindungen, Diskussionen und gemeinsamen Terminen. In der Realität hat das manchmal etwas von Mikado – das Teammitglied, das sich zuerst bewegt, verliert.
Insbesondere zu beobachten sind diese Verhaltensweisen in zwei Fällen:
- Es wird nach einer Meinung oder Einschätzung der Teammitglieder gefragt (Beispiel: "Was ist in den letzten zwei Wochen nicht gut gelaufen?")
- Es wird nach einem Teammitglied gesucht, das sich um die Umsetzung einer Aufgabe kümmern soll
Beide Fälle haben eine Gemeinsamkeit: Die Teammitglieder müssen sich sicher genug fühlen, bevor sie sich beteiligen oder die Verantwortung für eine Aufgabe übernehmen. Diese sichere Atmosphäre, in der Teammitglieder keine negativen Konsequenzen befürchten, wird als psychologische Sicherheit bezeichnet. Sie ist der Faktor, der aus Teams erst erfolgreiche Teams werden lässt.
5. Geringe Motivation & geringes Engagement
Wenn deine Teammitglieder über einen längeren Zeitraum demotiviert sind oder wenig Engagement für ihre Aufgaben zeigen, kann dies an unklaren Zielen oder mangelnder Wertschätzung liegen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Ursachen für eine geringe Motivation häufig im Umfeld des Teams zu finden sind. In diesen Fällen hatte das Team einen Konflikt mit seinem Umfeld, den es aus eigener Kraft nicht lösen konnte. In der Realität handelt es sich dabei um Umstrukturierungen, Kündigungen oder auch andere Teams, die wiederholt unpünktlich liefern.
6. Geringe Produktivität oder fehlende Qualität in Arbeitsergebnissen
Wenn die Arbeitsergebnisse deines Teams regelmäßig hinter den Erwartungen zurückbleiben, kann dies auf Probleme in der Zusammenarbeit hinweisen. Ursachen können Aspekte sein wie beispielsweise:
- Fehlende Entscheidungskompetenzen im Team
- Zu wenig Teammitglieder bzw. eine zu geringe Kapazität
- Schlecht definierte bzw. ineffiziente Prozesse
- Häufig ändernde Prioritäten bei den fachlichen Anforderungen
Hilf deinem Team mit dem Problem umzugehen
Unabhängig davon, welche Teamprobleme du in deinem Team identifizierst, ist es wichtig, dass du dem Team dabei hilfst, die Ursachen hierfür zu identifizieren und anzugehen.
Oftmals sind Einzelgespräche, Team-Workshops zur Erarbeitung von Werten und Teamregeln oder auch Gespräche mit der Umwelt des Teams nötig, um es wieder auf Kurs zu bringen. Je besser dir das gelingt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich dein Team sukzessive zu einem High Performance Team entwickelt.
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Teamprobleme bearbeiten & lösen
Jetzt wo du typische Teamprobleme kennst, schauen wir uns Tipps und Teambildungsmaßnahmen an, die dir dabei helfen können, diese zu bearbeiten. Beispielhaft fallen mir folgende Ideen ein:
- 1. Anwendung unserer Teamdefinition
- 2. Demotivatoren und Hindernisse aus dem Weg räumen
- 3. Aufbau von Vertrauen und psychologischer Sicherheit
- 4. Aktives Konfliktmanagement
- 5. Regelmäßige Reflexion der Wirksamkeit im Team
- 6. Unterstützung durch Team-Coaches oder Agile Coaches
Dein Team funktioniert nicht? Dann schauen wir uns die Ideen jetzt im Detail an, damit du etwas dagegen unternehmen kannst.
1. Anwendung unserer Teamdefinition
Einige Teamprobleme sind auf strukturelle Faktoren innerhalb eines Teams zurück zu führen – wie beispielsweise:
- Dein Team ist zu groß und hat mehr als neun Teammitglieder
- Dein Team hat zu viele Abhängigkeiten zu anderen Teams
- Dein Team hat keine gemeinsamen Teamregeln und Werte
- Dein Team hat kein Ziel, das alle Teammitglieder für erreichbar und erstrebenswert halten
All diese Punkte sind für mich fundamental – sprich die Voraussetzung dafür, damit effiziente Teamarbeit überhaupt möglich ist. Für sie braucht es unter anderem eine angemessene Teamgröße, Ziele, Teamregeln und die entsprechenden Fähigkeiten bei den Teammitgliedern.
Deshalb haben wir diese Punkte in unsere Teamdefinition aufgenommen. Indem du dein Team mit den insgesamt sieben Eigenschaften der verlinkten Teamdefinition vergleichst, kannst du erste konkrete Ansatzpunkte für deine Teamentwicklung ableiten. Wie du dabei konkret vorgehen kannst, habe ich dir im verlinkten Artikel beschrieben.
2. Demotivatoren & Hindernisse aus dem Weg räumen
Manchmal werden sich Führungskräfte von dir wünschen, dass du deine Teammitglieder motivierst. Dann sind bestimmt – so der häufige Irrglaube – Teamprobleme gelöst und das Team funktioniert wieder. Das Problem: Niemand kann Menschen motivieren.
Aber du kannst zumindest mögliche Hindernisse und Demotivatoren aus dem Weg räumen. Fehlt es in deinem Team zum Beispiel an einer angemessenen Entscheidungskompetenz, sodass auf Entscheidungen von Führungskräften oder Gremien gewartet werden muss? Das könnte deine Teammitglieder demotivieren – wie sollen sie sich auch so zur Selbstorganisation entwickeln?
Mein Tipp an dich: Sprich mit deinen Teammitgliedern darüber, was ihre Arbeit behindert oder was sie konkret demotiviert. Nutze diese Erkenntnisse, um mit Führungskräften und der Umwelt deines Teams daran zu arbeiten, diese Teamprobleme abzustellen. Je besser dir das gelingt, desto eher steigert sich auch das Engagement deiner Teammitglieder wieder und desto mehr Sinn spüren deine Teammitglieder bei ihrer Arbeit.
Diese Veränderung deines Arbeitsumfelds und die Steigerung des Sinns aus Sicht deiner Teammitglieder ist übrigens ein wichtiger Teil des New Work Konzepts.
3. Aufbau von Vertrauen und psychologischer Sicherheit
Psychologische Sicherheit ist das Fundament einer erfolgreichen Teamarbeit und einer nachhaltigen Teamentwicklung. Ohne sie geht wenig – bis nichts.
Aber was kannst du tun, um die psychologische Sicherheit deines Teams zu fördern? Da ist sicherlich jedes Team anders, dennoch habe ich ein paar Ideen:
- Teamregeln und Werte mit deinen Teammitgliedern erarbeiten
- Reflektiere mit deinem Team darüber, was passiert, wenn gegen die Werte des Teams verstoßen wird. Nichts? Dann sind die Werte wohl auch nichts wert
- Eine striktere Moderation von Terminen, sodass Teammitglieder sich sicher genug fühlen, um sich zu beteiligen
- Einzelgespräche mit Teammitgliedern, um eine mögliche Angst zu verstehen
In meinem Artikel über psychologische Sicherheit habe ich dir Anzeichen dafür beschrieben, dass dein Team ein Problem mit der sicheren Atmosphäre im Team hat. Ich habe dir außerdem ein paar weitere Ideen beschrieben, die dir helfen können, die psychologische Sicherheit deiner Teammitglieder zu fördern.
4. Zielgerichtete Weiterentwicklung deines Teams
Wenn ich mit Team-Coaches über ihre Teams spreche, fällt mir immer wieder auf, dass diese bei Problemen vorschnell in Teamentwicklungsmaßnahmen denken, anstatt sich zunächst Gedanken über mögliche Ursachen zu machen. Sie nehmen ein Problem wahr, denken sich Maßnahmen aus, um es anzugehen – und wundern sich darüber, dass ihre Maßnahmen wirkungslos geblieben sind.
Mit unserer JTIA-Methode gehen wir einen anderen Weg. Sie hilft dir alle Teams weiterzuentwickeln, obwohl jedes Team bekanntlich anders ist. Die JTIA-Methode besteht aus:
- Einer Teamdefinition
- Zwei Leitfragen
- Dem Modell für nachhaltige Teamentwicklung
- Einem Regelkreis aus vier Arbeitsschritten für die praktische Anwendung
Für einen wertstiftenden Umgang mit Teamproblemen sind Teamdefinition, Modell für nachhaltige Teamentwicklung und Regelkreis relevant. Insbesondere der Regelkreis für nachhaltige Teamentwicklung hilft dir, zunächst die Ursachen für das Verhalten deiner Teammitglieder aus fünf Perspektiven zu untersuchen: Psychologische Sicherheit, Wissen, Erfahrung, Haltung und Werte. Von dort kannst du dein Team anschließend zielgerichtet weiterentwickeln.
Inhaltlich besteht der Regelkreis aus vier Arbeitsschritten:
- Den nächsten Entwicklungsschritt festlegen
- Entwicklungsfelder bestimmen (also Ursachen verstehen)
- Maßnahmen planen und umsetzen
- Wirksamkeit und eigene Haltung reflektieren
Auf der Seite der JTIA-Methode haben wir dir den Ablauf und die Funktionsweise der Methode kompakt zusammengefasst. Lese sie dir in Ruhe durch. Es lohnt sich – versprochen.
5. Regelmäßige Reflexion der Wirksamkeit im Team
Was in einem agilen Team oder Scrum Team funktioniert, wird auch in deinem Team funktionieren – die regelmäßige und gemeinsame Reflexion über die Wirksamkeit der Zusammenarbeit. Viele Teams führen hierfür regelmäßige Retrospektiven durch.
Durch eine regelmäßige Reflexion kannst du Druckpunkte deiner Teammitglieder zeitnah identifizieren und sie an der Behebung beteiligen. Beispielsweise, indem die Retrospektive dafür genutzt wird, um Verbesserungsmaßnahmen umzusetzen.
Dein Team funktioniert nicht und ihr führt keine regelmäßige Retrospektive durch? Dann ist das jetzt ein guter Moment, um sie einzuführen. Solltest du dir unsicher sein, welche Methoden dir dabei helfen könnten oder wer eure Retrospektive moderieren sollte – in meinem verlinkten Artikel habe ich dir alles beschrieben, was du dafür wissen musst.
6. Unterstützung durch Team-Coaches oder Agile Coaches
Manchmal sieht man den Wald der Teamentwicklung vor lauter Bäumen nicht. In anderen Fällen bist du vielleicht auch gar nicht dafür geeignet, um die Teamprobleme anzugehen. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn du Teil eines Konflikts bist oder dazu neigst, Schuldige zu suchen. Aber auch eine fehlende Allparteilichkeit in einer Diskussion kann ein Anzeichen dafür sein, dass du dir Unterstützung bei der Behebung des Problems holen solltest. Zum Beispiel, indem du einen ausgebildeten und erfahrenen Scrum Master oder Agile Coach um Rat fragst.
Alternativ kann auch ich dir helfen, wenn dein Team nicht funktioniert. Entweder nimmst du am Intensivtraining für nachhaltige Teamentwicklung teil, in dem du erlebst, wie du starke Teams entwickeln kannst und einen konkreten Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung deines Teams erarbeitest. Oder ich begleite dich bei deinen individuellen Herausforderungen im Rahmen eines Coachings. Da ist nicht nur jedes Team, sondern auch jeder Team-Coach anders.