Arbeitsumfeld

New Work: Das Konzept für zukunftsfähige Organisationen

Mit New Work wird die Arbeitswelt revolutioniert, damit ein modernes Arbeitsumfeld Organisationen zunehmend flexibler macht und ihre Zukunftsfähigkeit sichert. In meinem Artikel zeige ich dir meine Definition, wie du New Work umsetzen kannst und welche Kritik es am Konzept gibt.

Was ist New Work: Das Konzept für zukunftsfähige Organisationen
Inhalt

Was ist New Work – wie ist die Definition

Kein Thema polarisiert im Bereich der Team- und Organisationsentwicklung so sehr wie New Work. In sozialen Netzwerken wie LinkedIn, in der Literatur, in Podcasts und bei Konferenzen wird leidenschaftlich über Obstkörbe und 4-Tage-Wochen diskutiert. Aber ist das New Work? Was ist das überhaupt?

Definition nach Frithjof Bergmann

New Work an sich geht auf Frithjof Bergmann zurück – seine Definition lautet:

<div class="definition">New Work ist die Arbeit, die ein Mensch wirklich, wirklich will.</div>

Du merkst: Besonders ergiebig oder besonders detailliert ist die Definition von Frithjof Bergmann nicht. Lass' mich seine Gedanken zu New Work deshalb nochmal in eigenen Worten zusammenfassen.

In Bergmanns Konzept von New Work steht die Umkehrung des traditionellen Verständnisses von Arbeit im Vordergrund. Er beschreibt dies grundlegend durch die Neuausrichtung von Zweck und Mittel. Historisch gesehen war der Zweck der Arbeitstätigkeiten während der industriellen Revolution vor allem darauf ausgerichtet, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, beispielsweise einen Arbeitsschritt am Fließband. Das Mittel zur Erfüllung dieses Zwecks war der arbeitende Mensch, der dabei im Grunde als bloßes Werkzeug fungierte.

Die visionäre Idee von Bergmann für die neue Arbeit kehrt dieses Verhältnis um: New Work soll nun als Mittel dienen, durch das sich der Mensch als freies Individuum selbst verwirklichen kann. Bergmann legt dabei besonderen Wert auf die sinnstiftende Funktion der Arbeit sowie auf Werte wie Freiheit und Selbstständigkeit. Darauf wollte er in seiner Definition von New Work heraus.

Praxisnahe und spezifische Definition

Die Definition von Frithjof Bergmann ist meiner Meinung nach einer der Gründe für die anhaltende Kritik an New Work. Dadurch, dass die eigentliche Definition ungenau ist, verblasst der Begriff zunehmend und viele Organisationen brüsten sich mit New Work, obwohl sie die damit verbundenen Haltungen, Werte und Gedanken nicht ansatzweise leben. Außerdem verlieren sich viele Menschen, die sich mit New Work beschäftigen, in Belanglosigkeiten, anstatt über das zu sprechen, was wirklich wichtig ist: Die nachhaltige Veränderung unserer Arbeit und unserer Organisationen.

Aus diesen Gründen habe ich meine eigene Definition von “New Work” abgeleitet. Diese lautet:

<div class="definition">Mithilfe von New Work soll innerhalb einer Organisation ein modernes und wertstiftendes Arbeitsumfeld entwickelt werden. Ein Arbeitsumfeld, in dem Mitarbeitende einen Sinn für sich selbst spüren, aber gleichzeitig auch werthaltige Arbeitsergebnisse schaffen, die einen Mehrwert für ihre Kundinnen und Kunden haben.<br/><br/>

Um das zu erreichen, wird Arbeit neu gedacht und so gestaltet, dass sie den Bedürfnissen der Menschen gerecht wird und diese ihre Fähigkeiten und Talente optimal einsetzen können.<br/><br/>

Dabei geht es nicht nur um neue Technologien oder Arbeitsmodelle, sondern auch um die Entwicklung einer neuen Arbeitskultur mithilfe von modernen Strukturen, Arbeitsweisen und Arbeitsbedingungen. Hierbei spielen Freiheit, Selbstbestimmung, Flexibilität und Kreativität eine große Rolle.<br/><br/>

New Work unterscheidet sich somit deutlich von traditionellen und eher hierarchischen geprägten Arbeitskonzepten. <span>Definition von "New Work"</span></div>

Mit meiner tiefergehenden Definition wird New Work endlich greifbarer. Auch die immer wiederkehrende Kritik an New Work wird ausreichend adressiert, weil du siehst: New Work ist deutlich mehr als Obstkörbe, 4-Tage Wochen und eine freie Wahl des Arbeitsortes.

Schließlich musst du für New Work die Abläufe und Strukturen deiner Organisation hinterfragen und nachhaltig verändern. So sehr, dass eine Kultur der Selbstbestimmung, Flexibilität und Kreativität überhaupt entstehen kann. Wie du dabei vorgehen kannst, beschreibe ich dir im weiteren Verlauf dieses Artikels.

Zunächst beschäftigen wir uns aber mit den Zielen von New Work, indem ich dir mein Zielbild einer modernen Organisation beschreibe.

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Was ist das Ziel von New Work?

In meiner Definition habe ich ein modernes und wertstiftendes Arbeitsumfeld als das eigentliche Ziel von New Work beschrieben. In einem solchen Arbeitsumfeld sehen Mitarbeitende einen Sinn für sich und schaffen durch ihre Arbeitsergebnisse einen (deutlichen) Mehrwert für ihre Kunden.

Klingt alles schön und gut. Jetzt lautet die Preisfrage: Wie sieht ein modernes und gutes Arbeitsumfeld konkret aus? Woran kannst du das erkennen? Wie verhalten sich die Menschen in einem solchen Umfeld?

Um dieser Frage nachzugehen, beschreibe ich dir jetzt, was ich in Organisationen sukzessive mit Mitarbeitenden entwickelt habe:

  • 1. Sichere & vertrauensvolle Atmosphäre
  • 2. Angemessene Entscheidungskompetenz
  • 3. Lernkultur ermöglicht Experimente & Kreativität
  • 4. Arbeit ist flexibel
  • 5. Einfache, transparente und digitalisierte Prozesse
  • 6. Gelebte Wertschätzung
  • 7. Fokus hilft Themen abzuschließen

1. Sichere & vertrauensvolle Atmosphäre

Ein modernes und wertstiftendes Arbeitsumfeld ist für mich von einem hohen Maß an Vertrauen und einer sicheren Atmosphäre geprägt. Konkret bedeutet dies, dass die Mitarbeitenden so sein dürfen wie sie sind und das sagen dürfen, was sie denken, ohne Angst vor Konsequenzen haben zu müssen. Diese sichere Atmosphäre wird als psychologische Sicherheit bezeichnet.

Die Herausforderung: Psychologische Sicherheit ist subjektiv und kontextabhängig. Jedes Teammitglied hat deshalb ein unterschiedliches Gefühl von Sicherheit in verschiedenen Situationen. Das liegt daran, weil sie auf Erfahrungen basiert: aus der Kindheit, der Familie, der Organisationen sowie ehemaligen und aktuellen Teams.

Psychologische Sicherheit ist der Unterschied zwischen Erfolg oder Misserfolg, weil sich sowohl deine Organisation als auch die Mitarbeitenden nur dann kontinuierlich verbessern können, wenn sie sich trauen, offen über ihre Gedanken und Fehler zu reden. Deshalb ist sie gleichzeitig ein wichtiger Faktor für sogenannte Hochleistungsteams oder High Performance Teams.

Wenn du mehr über psychologische Sicherheit an sich und darüber, wie du sie fördern kannst, erfahren möchtest – im verlinkten Artikel habe ich dir alles Wissenswerte zusammengefasst.

2. Angemessene Entscheidungskompetenz für Mitarbeitende

Wenn jede Entscheidung von Führungskräften getroffen wird, führt das nicht nur zu Verzögerungen in der Teamarbeit, sondern auch zu einem Gefühl fehlender Wertschätzung den Mitarbeitenden gegenüber. In einem modernen Arbeitsumfeld gehören Entscheidungen dort hin, wo sie meiner Erfahrung nach am besten getroffen werden können: zu den Experten in den Teams.

Dieser Aspekt ist auch aus Sicht von New Work wichtig, damit Kreativität und Selbstbestimmung überhaupt möglich sind. Außerdem ist eine angemessene Entscheidungskompetenz fester Bestandteil meiner Team Definition. "Teams", die über keine Entscheidungskompetenz verfügen und auf Führungskräfte warten müssen, sind für mich deshalb "nur" Gruppen von Menschen. Schließlich kann in einem Team nur dann Selbstorganisation entstehen, wenn Teams auch Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen dürfen und auch wollen.

Aus all diesen Gründen sollten Führungskräfte im Rahmen von New Work aktiv daran arbeiten, Entscheidungen an die Teams zu delegieren und ihnen zu vertrauen.

3. Lernkultur ermöglicht Experimente & Kreativität

In einem Umfeld, das von New Work geprägt ist, wissen alle, dass Fehler passieren können und sie genutzt werden können, um aus ihnen zu lernen. Deshalb haben Mitarbeitende keine Angst davor haben, Konsequenzen zu erleiden, wenn doch mal ein Fehler passieren sollte. Sie lernen daraus, passen ihre Vorgehensweise entsprechend an und teilen ihre Erkenntnisse.

Eine gelebte Lernkultur ermöglicht es den Mitarbeitenden, auch kreative Wege zu gehen, indem sie Ideen ausprobieren und Experimente wagen. Hierdurch können Ergebnisse entstehen, die einen hohen Mehrwert für Kunden bieten, weil sie neu und innovativ gedacht wurden oder besonders effizient sind.

4. Arbeit ist flexibel

Nicht nur Organisationen müssen kurzfristig auf geänderte Rahmenbedingungen oder neue Anforderungen reagieren können, sondern auch ihre Mitarbeitenden. Das Schöne: Bei New Work stehen die Bedürfnisse der Menschen im Fokus, weshalb dieser einen deutlichen Einfluss auf seine Arbeitsbedingungen hat.

Deshalb können die Mitarbeitenden in einem modernen Arbeitsumfeld idealerweise ihre Arbeitszeiten und Orte flexibel festlegen – wie sie es selbst brauchen oder es ihre Arbeit erfordert.

Mit diesem Aspekt beschäftigen wir uns zum Ende dieses Artikels erneut, sobald es um die Kritik am New Work Konzept geht.

5. Prozesse sind einfach, transparent & digital

Vielleicht kennst du sie auch: Prozesse, die niemand kennt und die nirgends dokumentiert sind. Manchmal gibt es aber auch Prozesse, für die du Dokumente ausfüllen musst, um sie in fünffacher Ausfertigung einzureichen. Es gibt wenig, das so zeitfressend, frustrierend und demotivierend ist.

In einem modernen und wertstiftenden Arbeitsumfeld sind Prozesse schlank, einfach und transparent dokumentiert. Sie vereinfachen und unterstützen die Arbeit – sie erschweren sie nicht.

Prozesse, die standardisiert und immer nach dem gleichen Schema ablaufen, werden zeitnah digitalisiert. Das setzt Zeit und Energie für wertvolle und wertstiftende Aufgaben frei, in denen Mitarbeitende einen Sinn sehen. Beispiele für zu automatisierende Aufgaben sind Urlaubsanträge, Krankmeldungen oder andere wiederkehrende Aufgaben, die sich im Rahmen der Teamarbeit ergeben.

6. Gelebte Wertschätzung

Für mich ist ein modernes und wertstiftendes Arbeitsumfeld von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Führungskräfte schätzen ihre Mitarbeitenden wert und die Mitarbeitenden schätzen ihre Führungskräfte. Dies geschieht beispielsweise durch Worte, eine angemessene Bezahlung, ein ehrliches und gegenseitiges Interesse sowie eine respektvolle Zusammenarbeit.

7. Fokus hilft Themen abzuschließen

Fokus hilft allen Beteiligten dabei, Themen und Projekte zunächst abzuschließen, bevor neue Themen angefangen werden. Deshalb ist es in einem von New Work geprägten Arbeitsumfeld auch total in Ordnung, Themen abzulehnen und "nein" zu sagen, um fokussiert zu bleiben.

Diese Einstellung sorgt gleichzeitig dafür, dass es deinen Teammitgliedern leichter fällt, eine gesunde Work-Life-Balance zu leben.

New Work: Die eigene Organisation zukunftsfähig aufstellen

Soweit zu meinem Zielbild und meinen Eigenschaften eines modernen Arbeitsumfelds. Wie du weißt, ist nicht nur jedes Team, sondern auch jede Organisation anders. Deshalb empfehle ich dir, mit den Menschen in deiner Organisation über ein für euch passendes und individuelles Zielbild zu reflektieren.

New Work ist eine wertvolle Chance und ein wertvolles Werkzeug, um deine Organisation zukunftsfähig aufzustellen.

Chance deshalb, weil sich die Mitarbeitenden deiner Organisation zunehmend wohl fühlen und du hierdurch große Fortschritte in Sachen Mitarbeiterbindung erzielst. Außerdem hilft ein modernes Arbeitsumfeld deiner Organisation, die Chancen im Kampf um Talente und gegen den Fachkräftemangel zu erhöhen. Ganz zu schweigen von einer schnelleren Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen oder die Anforderungen von Kunden.

Du siehst: Es lohnt sich wirklich, sich mit dem Konzept von New Work zu beschäftigen und das Thema in deiner Organisation anzugehen.

Führungskräfte sind entscheidend

Dafür braucht es jedoch die volle Unterstützung der Führungskräfte – sie sind bei vielen Themen entscheidend. Nur, wenn sie als Vorbild agieren und ihren Mitarbeitenden Verantwortung übergeben, sie wertschätzen und ihnen dabei helfen, sich zu fokussieren, sind New Work und ein modernes Arbeitsumfeld überhaupt möglich. Das musst du ihnen immer wieder verdeutlichen, indem du ihnen die Chancen von New Work für die Organisation darstellst.

Im nächsten Abschnitt werfen wir einen Blick auf viele gute Gründe und Argumente für New Work. Danach beschäftigen wir uns damit, wie du New Work in deiner Organisation angehen und umsetzen kannst.

Warum New Work – was sind Gründe & Vorteile?

Sowohl in meiner Definition als auch bei den Zielen von New Work habe ich dir bereits einige gute Gründe für New Work genannt: All die Chancen, die das Konzept für dich und deine Organisation hat. Deshalb lohnt es sich mit New Work zu beschäftigen:

  • 1. Kreativität für innovativere Lösungen
  • 2. Eigenverantwortliche Entscheidungen
  • 3. Bessere Work-Life-Balance
  • 4. Zunehmende Digitalisierung
  • 5. Mitarbeiterbindung
  • 6. Flexibilität für Mitarbeitende
  • 7. Zukunftsfähigkeit

1. Kreativität für innovativere Lösungen

New Work setzt auf kreative und offene Arbeitsumgebungen sowie eine entsprechende Lernkultur mithilfe einer Atmosphäre, in der die Teammitglieder sie selbst sein und das sagen dürfen, was sie denken. Diese Eigenschaften tragen dazu bei, einen Raum zu schaffen, in dem Teams kreative Lösungen – beispielsweise mithilfe entsprechender Experimente – wagen und ausprobieren können. Hierdurch entstehen innovativere Arbeitsergebnisse mit einem hohen Mehrwert für Organisation und Kunden.

2. Eigenverantwortliche Entscheidungen

In einem modernen Arbeitsumfeld werden Mitarbeitende ermutigt, eigenverantwortlich zu arbeiten und zu entscheiden. Sie spüren das Vertrauen ihrer Organisation – das erhöht ihr Engagement und ihre Motivation.

3. Bessere Work-Life-Balance

Eine moderne Organisation berücksichtigt mithilfe von New Work die Bedürfnisse der Mitarbeitenden nach einer gesunden Work-Life-Balance. Deshalb fördert sie eine Kultur, die ein gesundes Arbeitsumfeld und ein erfülltes Privatleben ermöglichen. Deshalb wird beispielsweise darauf geachtet, die Mitarbeitenden nicht zu überlasten und ihnen Lernformate sowie andere Möglichkeiten zur Selbstachtsamkeit anzubieten. Dies hilft langfristig, Krankheitsstände und Ausfallzeiten der Mitarbeitenden zu minimieren.

4. Zunehmende Digitalisierung

Moderne Technologie hilft dabei, Arbeitsabläufe zu optimieren und zunehmend zu digitalisieren. Aufgaben, die sich wiederholen und nach gewissen Standards ablaufen, werden automatisiert. Hierdurch können sich Mitarbeitende auf wichtige Aufgaben fokussieren, in denen sie einen wirklichen Mehrwert bringen und sehen – ein wichtiger Aspekt für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

5. Mitarbeiterbindung

New Work steht stellvertretend für eine Unternehmenskultur, die auf Werten und Teamregeln wie Vertrauen, Wertschätzung und Zusammenarbeit basiert. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine solche Unternehmenskultur ein wichtiger Faktor für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung ist.

6. Flexibilität für Mitarbeitende

Während der Corona-Pandemie haben viele Mitarbeitende flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte kennen und schätzen gelernt – beispielsweise, weil eine weite Anreise ins Büro entfiel und sie diese Zeit für die eigene Familie nutzen konnten. In Zeiten des Fachkräftemangels suchen viele Mitarbeitende deshalb bewusst nach Arbeitgebern, die eben genau das anbieten.

Die Haltung von New Work mit Vertrauen, Selbstorganisation und Fokus auf den Menschen fördert flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte. Hierdurch ist es den Mitarbeitenden und Teams deiner Organisation möglich, ihre Arbeit an individuelle und persönliche Bedürfnisse anzupassen.

7. Zukunftsfähigkeit

Die Welt hat sich in den vergangenen Jahren rasant verändert. Insbesondere Technologien wie das Internet sowie ein hoher Konkurrenz- und Kostendruck machen es notwendig, dass Organisationen kurzfristig auf Veränderungen reagieren und im Sinne ihrer Kunden agieren können. Eine Kultur, die vom New Work Konzept geprägt ist, hilft deiner Organisation dabei, sich auf zukünftige Herausforderungen einzustellen.

Meiner Überzeugung nach werden viele Organisationen Probleme haben, zu überleben, wenn es ihnen nicht gelingt, entsprechendes Personal für sich zu gewinnen oder auf Veränderungen zeitnah zu reagieren. Deshalb sichert eine Beschäftigung mit und eine Umsetzung von New Work langfristig gesehen die Zukunft einer Organisation.

New Work ist Arbeit

New Work geschieht jedoch nicht automatisch. Es erfordert ein ehrliches Interesse, die Vorgehensweisen, Prozesse, Strukturen und Rollen deiner Organisation zu hinterfragen und – gemeinsam mit den Mitarbeitenden – zu überarbeiten. Ein Tischkicker oder ein Obstkorb allein helfen da nicht weiter, weil es tiefgreifende Veränderungen braucht. Wie du konkret dabei vorgehen kannst, um New Work umzusetzen – damit beschäftigen wir uns im nächsten Absatz.

Wie kann ich mit New Work anfangen?

Vorträge über New Work oder Artikel im Internet könnten dir den Eindruck vermitteln, dass du lediglich drei Aspekte in deiner Organisation umsetzen musst, um das Konzept von New Work zu leben:

  • Möglichst viele Benefits für die Mitarbeitenden – wie beispielsweise Sonderzahlungen, Zuschüsse zum Deutschlandticket oder auch einen Obstkorb,
  • Eine 4-Tage Woche für alle Mitarbeitenden und
  • Eine freie Wahl des Arbeitsortes.

Auch, wenn diese Aspekte nach der Definition von Bergmann ein Teil von New Work sein können, sind sie weder der Schlüssel für eine nachhaltige Veränderung deiner Organisation noch der Punkt, an dem mit der Umsetzung angefangen werden sollte.

Team- und Organisationsentwicklung

Wenn du New Work entsprechend meiner Definition in deiner Organisation angehen und umsetzen möchtest, sind dafür im Prinzip zwei Tätigkeiten notwendig:

  • Organisationsentwicklung
  • Teamentwicklung

Organisationsentwicklung hilft, Entscheidungswege innerhalb der Organisation sowie ihre Struktur effizienter und wertstiftender zu gestalten. Mithilfe von Teamentwicklung können Teams zur Selbstorganisation und zu echten Teams entwickelt werden.

Oder mit anderen Worten: Gemeinsam und kontinuierlich durchgeführt, helfen dir Organisationsentwicklung und Teamentwicklung dabei, ein modernes und wertstiftendes Arbeitsumfeld zu entwickeln.

Da nicht nur jedes Team, sondern auch jede Organisation anders ist, kannst du sicherlich verstehen, dass ich dir an diesem Punkt keine Checkliste und auch keine konkrete Anleitung für die Entwicklung deiner Organisation geben kann. Stattdessen möchte ich einige Impulse mit dir teilen, die dir helfen, wertvolle Schritte bei der Umsetzung des New Work Konzepts in deiner Organisation zu machen:

  • 1. Erarbeite ein Zielbild
  • 2. Reflektiere über deine Organisation
  • 3. Kontinuierlich weiterentwickeln
  • 4. Probiere aus und wage Experimente
  • 5. Unterstützung durch agile Rollen
  • 6. Austausch mit Gleichgesinnten

1. Erarbeite ein Zielbild

Überlege zunächst gemeinsam mit deinen Kolleginnen und Kollegen, wie eure Organisation zukünftig mithilfe der Haltung von New Work aussehen soll:

  • Wie verhalten sich Führungskräfte?
  • Wie verhalten sich Teammitglieder?
  • Woran erkennen wir ein modernes und von New Work geprägtes Arbeitsumfeld?
  • Wie und wo werden Entscheidungen getroffen?
  • Welche Werte sollen gelebt werden und woran lässt sich das erkennen?
  • Woran merken wir, dass sich die Arbeit an New Work gelohnt hat? Was ist dann anders?

Tipp: Insbesondere bei der Leitfrage nach Entscheidungswegen kann dir eine Methode wie das Delegation Poker helfen, die gewünschten Verantwortungen möglichst spezifisch zu formulieren.

2. Reflektiere über deine Organisation

Sobald du ein Zielbild für deine Organisation erarbeitet hast, kannst du darüber reflektieren, wie es um deine Organisation steht. Hierfür überlegst du, an welchen Punkten die erwarteten Verhaltensweisen der Teammitglieder und Führungskräfte sowie Entscheidungswege vom erarbeiteten Zielbild abweichen.

Das gibt dir wertvolle Ideen für erste Ansatzpunkte, um New Work entsprechend meiner Definition umzusetzen.

3. Kontinuierlich weiterentwickeln

Weder Teams noch Organisationen lassen sich an einem Tag entwickeln. Es braucht deshalb neben Geduld auch eine kontinuierliche und zielgerichtete Organisations- und Teamentwicklung – beispielsweise mithilfe unserer JTIA-Methode. Sie besteht aus:

Die JTIA-Methode gibt wertvolle Ansatzpunkte für die Umsetzung von New Work

Unser Modell für nachhaltige Teamentwicklung mit seinen fünf Entwicklungsfeldern, als wichtiger Bestandteil der JTIA-Methode, hilft dir, die Ursachen für das Verhalten deiner Teammitglieder zu verstehen, damit du dein Team und deine Organisation zielgerichtet weiterentwickeln kannst. Die fünf Entwicklungsfelder psychologische Sicherheit, Wissen, Erfahrung, Haltung und Werte geben dir somit wertvolle Perspektiven auf dein Team und wertvolle Hinweise auf konkrete Teambildungsmaßnahmen.

Damit unterscheidet es sich grundsätzlich von anderen Modellen für Teamentwicklung wie beispielsweise dem Tuckman Phasenmodell, das übrigens durch eine Studie im Jahr 2007 teilweise widerlegt wurde.

Modell für nachhaltige Teamentwicklung

Zurück zur JTIA-Methode: Obwohl jedes Team bekanntlich anders ist, kannst du die JTIA-Methode in jedem Team und jeder Organisation einsetzen – ganz egal, ob du ein agiles Team, ein Scrum Team oder ein doch eher klassisches Team begleitest.

4. Probiere aus und wage Experimente

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen schwer damit tun, (effiziente) Entscheidungen zu treffen, sobald es um die Veränderung der eigenen Organisation geht. Sie suchen nach perfekten Lösungen, mit denen alle zufrieden sind. In diesem Zusammenhang habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, Ideen einfach mal im kleinen Kreis auszuprobieren – beispielsweise mithilfe von zeitlich begrenzten Experimenten.

Mögliche Ideen für Experimente:

  • Teammitglieder treffen Entscheidungen, die bisher von Führungskräften getroffen wurden.
  • Teams oder Gruppen von Führungskräften verinnerlichen die Retrospektive Bedeutung und führen sie regelmäßig durch, um sich kontinuierlich zu verbessern.
  • Ein Team wird durch neue Teammitglieder ergänzt, damit es crossfunktional aufgestellt ist und alle Fähigkeiten vorhanden sind, um das gemeinsame Ziel erreichen zu können.

Egal, was du konkret ausprobierst: Wichtig ist, das Experiment zeitlich zu befristen und anschließend mit allen Beteiligten über die Wirksamkeit zu reflektieren – beispielsweise in der gemeinsamen Teambesprechung. Ansonsten drohen dir zunehmende Widerstände von Teammitgliedern und Führungskräften.

5. Unterstützung durch agile Rollen

Um das Konzept von New Work umzusetzen, empfehle ich dir, entsprechende Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Es gibt eine Vielzahl von Rollen, die ich als "nah dran" in Bezug auf moderne Arbeit und ein wertstiftendes Arbeitsumfeld bezeichnen würde.

Beispielsweise gehört die Weiterentwicklung von Teams und Organisationen zu den Scrum Master Aufgaben oder zu meiner typischen Antwort auf die Frage "Was macht ein Agile Coach?". Auch ein Team-Coach kann dir bei Organisations- und Teamentwicklung helfen.

Neben diesen Rollen gibt es auch die Möglichkeit, dass du dich von außenstehenden Personen begleiten lässt. Auch wir bieten beispielsweise ein individuelles Coaching an – eine individuelle Begleitung bei der wir gemeinsam die nächsten Schritte für die Umsetzung von New Work herausfinden.

6. Austausch mit Gleichgesinnten

Ich verrate dir an dieser Stelle ein Geheimnis: Du bist nicht die erste Person, die sich der Definition von New Work nach Bergmann beschäftigt und das Konzept in ihrer Organisation umsetzen möchte. Viele der Fragen, die dir in den Sinn kommen, sind deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit schon an anderer Stelle beantwortet worden.

Deshalb ist mein Tipp an dich: Lese Bücher, besuche Trainings, Meetups oder Konferenzen und tausche dich mit Menschen aus anderen Organisationen aus. Finde heraus, welche Ansätze dort gewählt wurden und sich bewährt haben. Diese Erkenntnisse helfen dir zu überlegen, welche Schritte du in deiner Organisation angehen und ausprobieren kannst.

Mein Praxisbuch für nachhaltige Teamentwicklung kann dir beispielsweise helfen, zu verstehen, wie dir eine erfolgreiche Teamentwicklung wirklich gelingen kann. Im Intensivtraining für nachhaltige Teamentwicklung kannst du mithilfe vieler Übungen und Gruppenarbeiten den Ablauf einer nachhaltigen Teamentwicklung erleben. Du siehst: Egal, ob du liest oder direkt etwas ausprobierst – es ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Welche Kritik gibt es an New Work?

Wie bei vielen Themen, die sich mit einer Veränderung der Arbeitswelt und von Organisationen beschäftigen, gibt es auch beim New Work Konzept Kritik. Auch wir haben uns bereits zu Beginn dieses Artikels mit einem Kritikpunkt beschäftigt. Spontan fallen mir drei Kritikpunkte ein:

  • 1. Fehlendes gemeinsames Verständnis
  • 2. New Work ist nicht für alle zugänglich
  • 3. Mehr Selbstachtsamkeit notwendig

1. Fehlendes gemeinsames Verständnis

Zu Beginn dieses Artikels habe ich dir bereits erzählt, dass die New Work Definition von Frithjof Bergmann einen deutlichen Interpretationsspielraum lässt. Deshalb verstricken sich viele Organisationen oder selbsternannte New Work Experten in Diskussionen um Obstkörbe, 4-Tage-Wochen oder die freie Wahl des Arbeitsortes anstatt konkrete Entwicklungsschritte und Entwicklungsmaßnahmen zu definieren.

Obstkörbe helfen jedoch nicht, wenn es heißt: das Team funktioniert nicht. Im schlimmsten Fall sind Organisationen deshalb der Meinung, dass sie "New Work leben", obwohl sie lediglich einen Obstkorb anbieten. Manchmal führt eine solche Diskussion dazu, dass das Konzept früher oder später in der eigenen Organisation gestoppt wird, weil es für nicht umsetzbar gehalten wird.

Unabhängig von der genauen Ausprägung ist die Folge immer gleich: Das Konzept von New Work und die damit verbundene Haltung sind eher "Buzzwords" als gelebte Realität. Deshalb empfehle ich dir, dass du dich zunächst mit dem Zielbild deiner Organisation beschäftigst und klärst, wie ein wertstiftendes Arbeitsumfeld in dieser aussehen kann und soll.

2. New Work ist nicht für alle zugänglich

Wenn sich Menschen mit New Work beschäftigen, verbinden sie das Konzept oftmals mit einer flexiblen Wahl des Arbeitsortes und der Arbeitszeit. Häufig wird die moderne Arbeit auch mit einer 4-Tage Woche assoziiert.

All diese Aspekte sind jedoch nicht in oder von allen Berufen anwendbar. Mitarbeitende einer Arztpraxis können beispielsweise weder Homeoffice machen noch sich die Arbeitszeit möglichst flexibel einteilen. Das gilt auch für Jobs wie sie in Supermärkten, der Gebäudereinigung oder auch im öffentlichen Personennahverkehr zu finden sind.

Aus diesen Gründen ist eine häufige Kritik an New Work, dass es sich lediglich auf Fachkräfte fokussieren würde und in eher klassischen Bürojobs umsetzbar wäre. Meine Meinung: Wenn man New Work auf flexible Arbeitszeiten, Arbeitsorte und eine 4-Tage Woche reduziert, mag die Kritik stimmen. Wie ich dir jedoch in meiner Definition und bei den Zielen von New Work beschrieben habe, ist es viel mehr als das. Es geht um ein modernes und wertstiftendes Arbeitsumfeld. Dabei können Arbeitszeiten und Orte flexibel gestaltet werden – müssen sie jedoch für mich nicht, weil mir das wertstiftende Arbeitsumfeld viel wichtiger ist.

Das funktioniert auch in Arztpraxen, im Supermarkt oder im öffentlichen Nahverkehr.

3. Mehr Selbstachtsamkeit notwendig

Viele Menschen, die sich eine Umsetzung des New Work Konzepts in ihrer eigenen Organisation wünschen, sind sich gar nicht darüber bewusst, dass große Teile der Verantwortung zunehmend zu den Mitarbeitenden verlagert werden.

Durch die zunehmende Flexibilisierung der eigenen Arbeit und veränderte Entscheidungswege müssen sie nicht nur die Verantwortung für ihre Aufgaben und Entscheidungen übernehmen. Zusätzlich müssen sie auch Verantwortung für sich selbst und ihre eigene Gesundheit übernehmen – beispielsweise, indem sie selbst darauf achten, keine übermäßigen Überstunden zu machen und im Urlaub wirklich abzuschalten, um nicht zu erschöpfen oder auszubrennen. Schließlich übernehmen Führungsrollen wie ein People Lead eher unterstützende Tätigkeiten und sorgen für einen sicheren Rahmen, in dem die Mitarbeitenden Verantwortung übernehmen können.

Es braucht einiges an Zeit und Erfahrung, um diesen Verantwortungen gerecht zu werden. Deshalb empfehle ich Organisationen häufig, Trainings für Selbstachtsamkeit und individuelle Begleitung durch Coachings anzubieten, um Mitarbeitende bei dieser Veränderung angemessen begleiten und unterstützen zu können.

Markus Trbojevic
Dein Experte für Teamentwicklung
Teamentwickler, Coach und Co-Autor von "Jedes Team ist anders".


Markus liebt es, wenn sich Teams entwickeln und sie sukzessive gemeinsame Erfolge feiern können. Als Co-Autor des Praxisbuchs "Jedes Team ist anders" und als Trainer für Teamentwicklung hilft mit Trainings, Team-Workshops und Coachings, starke Teams zu entwickeln.

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Markus Trbojevic - dein Experte für Teamentwicklung
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