Was ist ein agiles Team – wie ist die Definition?
In der dynamischen und schnelllebigen Welt, in der wir leben, müssen Teams und Organisationen flexibel und effektiv auf Veränderungen reagieren können. Unter dem Begriff "New Work" (Was ist New Work?) arbeiten viele Organisationen heutzutage an einem modernen Arbeitsumfeld, in dem Mitarbeitende schnelle und effektive Entscheidungen treffen können und auch wollen. Nicht nur deshalb haben auch agile Methoden in den letzten Monaten und Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.
In einem solchen Arbeitsumfeld nimmt ein agiles Team eine Schlüsselposition ein. Schließlich ist es ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, in einem ständig wandelnden Umfeld schnell und angemessen auf Veränderungen zu reagieren. Aber was ist ein agiles Team überhaupt – wie ist die Definition?
Üblicherweise stelle ich dir in meinen anderen Artikeln aus dem Bereich der Teamentwicklung an dieser Stelle eine Definition vor. In diesem Fall möchte ich dir aber auf anderem Wege zeigen, was ich unter einem agilen Team verstehe. Meine Merkmale eines agilen Teams sind:
Für mich ist ein agiles Team:
- 1. Autonom & crossfunktional
- 2. Befähigt & selbstorganisiert
- 3. Kundenorientiert
- 4. Klein
- 5. Fokussiert
Lass' uns schauen, was ich damit im Detail meine.
1. Autonom & crossfunktional
Ein agiles Team arbeitet autonom. Deshalb verfügt es über alle Fähigkeiten, um die komplette Verantwortung für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu übernehmen – von vorne bis hinten. Es kümmert sich somit um die Anforderungsanalyse, die Umsetzung bis hin zur Auslieferung und dem anschließenden Betrieb.
Die im Team vorhandenen Fähigkeiten sorgen dafür, dass das agile Team wenig bis keine Abhängigkeiten zu anderen Teams hat. Hierdurch kann es effizient an seiner Zielerreichung arbeiten, ohne auf andere Teams warten zu müssen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass fehlende Fähigkeiten zu höheren Wartezeiten, Verzögerungen und dem Verlust wichtiger Reaktionszeit führen können. Teams, in denen das der Fall ist, können sich meiner Erfahrung nach nicht zu einem Hochleistungsteam, einem sogenannten High Performance Team, entwickeln.
2. Befähigt & selbstorganisiert
Für mich verfügt ein agiles Team über eine angemessene Entscheidungskompetenz. In der Realität bedeutet das, dass die Teammitglieder als Experten für ihre Themen und im Rahmen ihrer Zielerreichung Entscheidungen treffen dürfen – ohne Rücksprache mit Führungskräften oder dem Management halten zu müssen. Hierdurch werden die Entscheidungen nicht nur schneller, sondern auch deutlich fundierter und nachhaltiger getroffen. Schließlich verbleiben die Entscheidungen dort, wo sie für mich hingehören: bei den Experten des agilen Teams.
Damit agile Teams eine derartige Selbstorganisation auch wirklich leben können, braucht es neben einer angemessenen Entscheidungskompetenz auch eine sichere Atmosphäre, in der Teammitglieder keine Angst vor möglichen Konsequenzen haben (müssen). Diese sichere Atmosphäre wird auch als psychologische Sicherheit bezeichnet. Erst, wenn sich die Teammitglieder psychologisch sich fühlen, werden sie Risiken eingehen, Experimente wagen, die scheitern könnten und Entscheidungen treffen. Deshalb ist ein People Lead als Führungskraft eines agilen Teams ähnlich wie andere Führungskräfte gefordert, für einen sicheren Rahmen zu sorgen und als Vorbild voranzugehen.
3. Kundenorientiert
Um einen hohen Mehrwert zu erzeugen, beteiligt ein agiles Team Kunden und Stakeholder am Entwicklungs- und Umsetzungsprozess. Beispielsweise, indem es regelmäßig ihr Feedback einholt, evaluiert und in die weitere Umsetzung integriert. Hierdurch hat Teamarbeit Vorteile – sowohl für Kunden, Stakeholder, als auch für die Teammitglieder des agilen Teams, weil sie einen tieferen Sinn in ihrer Arbeit spüren können.
4. Klein
Sowohl die gängige Fachliteratur als auch meine persönlichen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass ein agiles Team aus idealerweise sechs bis neun Personen bestehen sollte. Teams, die größer sind, haben in der Regel mit höheren Kommunikationsaufwänden, langsamen Entscheidungen und einer sinkenden Effektivität zu kämpfen. Auch die möglicherweise täglich stattfindende Teambesprechung kann dann deutlich länger dauern – hierdurch gehen wichtige Vorteile agiler Teams verloren.
5. Fokussiert
Auch, wenn bei agilen Teams eine schnelle Reaktionsfähigkeit im Vordergrund steht, bedeutet das nicht, dass alle Anforderungen und Aufgaben sofort umgesetzt werden müssen. Ein agiles Team bearbeitet Aufgaben fokussiert und mit wenigen Übergabepunkten, die Wartezeiten generieren könnten.
Tipp: Meiner Erfahrung nach hilft es, wenn sich ein agiles Team nur wenige Themen und Aufgaben vornimmt. Der hierdurch gewonnene Fokus hilft dem Team, sich auf Themen zu konzentrieren und diese auch wirklich abzuschließen. Hierfür braucht es jedoch Führungskräfte, die klare und transparente Prioritäten schaffen. Schließlich bedeutet das, durchaus einige Dinge nicht zu tun.
Agile Teams vs. "normale" Teams
Einzelne Merkmale sind auch in meinem Artikel über unsere Team Definition zu finden. Das liegt vermutlich daran, dass wir keinen großen Unterschied zwischen einem "normalen" und einem agilen Team machen. Schließlich benötigen alle Organisationen Teams, die schnell auf Veränderungen reagieren können.
Ich empfehle dir, dass du dich mit unserer Team Definition und den in ihr enthaltenen Merkmalen beschäftigst. Sie wird dir helfen, den ersten Entwicklungsschritt deines agilen Teams abzuleiten – beispielsweise, indem du an der Teamgröße, dem Teamziel oder den benötigten Fähigkeiten arbeitest. Lies' dir hierfür einfach meinen verlinkten Artikel durch.
Schauen wir uns jetzt an, welche Rollen es in einem agilen Team gibt.
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Welche Rollen gibt es in einem agilen Team?
In einem agilen Team gibt es – wie auch in einem Scrum Team – drei Rollen, die grundlegend für eine gute Zusammenarbeit wichtig sind:
- 1. Product Owner
- 2. Agile Coach
- 3. Das Entwicklungsteam
Im Detail meine ich damit:
1. Product Owner: Fachlicher Verantwortlicher
Der Product Owner eines agilen Teams steht in dauerhaftem Kontakt mit Kunden und Stakeholdern. Er nimmt ihre Anforderungen und ihr Feedback entgegen, um Anforderungen zu definieren und zu priorisieren – beispielsweise mithilfe seines Product Backlogs. Mithilfe seiner Priorisierung sorgt der Product Owner dafür, dass sein agiles Team jene Anforderungen umsetzt, die einen möglichst hohen Mehrwert für Kunden und Stakeholder bringen.
2. Agile Coach: Begleiter eines agilen Teams
Ein Agile Coach begleitet das agile Team. Zu den Agile Coach Aufgaben gehören beispielsweise:
- Kontinuierliche Weiterentwicklung der Zusammenarbeit & des Teams – beispielsweise mithilfe einer regelmäßigen Retrospektive
- Moderation von Terminen des Teams
- Definition von Teamregeln und Team Werten mit den Teammitgliedern
- Förderung der Selbstorganisation
- Förderung einer agilen Haltung und agiler Prinzipien
- Unterstützung bei der Lösung von Hindernissen, die einen Fortschritt verlangsamen oder verhindern
- Begleitung bei der Bearbeitung von Konflikten
Wie bei einem Scrum Master oder einem Team-Coach steht auch bei Agile Coaches die Teambildung im Vordergrund. Ziel seiner Begleitung ist somit der Umgang mit Teamproblemen sowie die Weiterentwicklung seines Teams hin zu einem Hochleistungsteam, in dem die Teammitgliedern gerne arbeiten.
Tipp: Anders als mit der Teamuhr von Tuckman kannst du mit unserer JTIA-Methode die Ursachen für das Verhalten deiner Teammitglieder verstehen und dein Team so zielgerichtet weiterentwickeln. Das Schöne: Die JTIA-Methode ist in jedem Team anwendbar, obwohl bekanntlich jedes Team anders ist. Sie besteht aus:
- Einer Teamdefinition
- Zwei Leitfragen
- Dem Modell für nachhaltige Teamentwicklung
- Einem Regelkreis für die praktische Anwendung in vier Arbeitsschritten
Du möchtest mehr über unsere JTIA-Methode erfahren? Dann lese dir dafür einfach die Artikel durch, den ich dir verlinkt habe. Dort haben wir dir alles kompakt und übersichtlich zusammengefasst.
3. Entwicklungsteam: Alle, die Aufgaben bearbeiten
Entwicklungsteam? Das ist für mich ein Sammelbegriff für alle, die Aufgaben in einem agilen Team bearbeiten, entwickeln oder umsetzen. Es sind die Fachleute, die daran arbeiten, ihre gemeinsamen Ziele zu erreichen. "Entwicklungsteam" hat somit nicht zwingend etwas mit Teams in der IT oder in der Softwareentwicklung zu tun.
Entwickler können somit auch Designer, Tester, Sachbearbeitende, Marketing-Spezialisten oder Mitarbeitende in einer Versicherung sein. All diese Menschen arbeiten eng zusammen, um Aufgaben in regelmäßigen Arbeitszyklen von 1-4 Wochen – sogenannte Sprints – zu erledigen und kontinuierlich wertvolle Ergebnisse zu liefern.
Weitere unterstützende Rollen
Je nach konkreten Kontext können in agilen Teams auch weitere Rollen vertreten sein wie zum Beispiel UX-Designer, Data Scientists oder Business Analysten. Diese Menschen helfen dem agilen Team, ein umfassenden Verständnis der Anforderungen und die Qualität der Endergebnisse zu verbessern.
Oder kurz zusammengefasst: Die Struktur eines agilen Teams zielt darauf ab, dass es flexibel, anpassungsfähig und kundenorientiert ist.
Die enge Zusammenarbeit der von mir beschriebenen Rollen ermöglicht es dem agilen Team, schnell auf Feedback zu reagieren, Anpassungen vorzunehmen und einen kontinuierlichen Mehrwert für die Kunden zu schaffen. Dafür müssen – wie in meiner Definition beschrieben – alle notwendigen Fähigkeiten in einem agilen Team vorhanden sein.